Rom – Eine Stadt, die unter die Haut geht

Wenn ich an Rom denke, denke ich an wunderbares Essen, hupende Autos, lächelnde Menschen, die schönste Sprache der Welt und ein Lebensgefühl, dass es wohl nur in Italien gibt.

Plötzlich stehe ich in der Nacht am Flughafen in Rom – alleine. Der erste 5-tägige Trip ohne jemanden. Wie das wohl werden wird, frage ich mich. Direkt vor der Flughafentüre warten bereits Busse, die einen auch ohne vorherige Reservierung mit in die Innenstadt nehmen. Ich ziehe mir meine Kopfhörer auf die Ohren und lausche der wunderbaren Musik.

In der kleinen schnuckeligen Pension Sixbeds angekommen, in der ich die nächsten Tage verbringen werde, öffne ich die Fenster und atme die Nachtluft tief ein. Da bin ich also.

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Der erste Tag in Rom soll etwas ganz Besonderes werden. Ich habe einen Plan – nämlich keinen zu haben. Ich laufe ohne Karte und ohne eine Idee los. In diesen 5 Tagen möchte ich mich einfach treiben lassen und kein Programm abspulen. Ich entdecke viele schnuckelige Straßen. Irgendwann komme ich durch einen kleinen Park und sehe auf einmal das Colosseum vor mir. Wunderschön, denke ich. Da ich aber im Internet schon eine Karte mit bevorzugtem Eintritt für den nächsten Tag gebucht habe, lasse ich dieses architektonische Wunderwerk zu meiner Linken liegen und spaziere weiter. Es fängt an zu regnen.

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Was man in Italien frühstückt ist vielleicht anfangs etwas ungewöhnlich, aber auch genauso wunderbar. Ich halte in einem Café an und gönne mir ein Cornetto und einen Espresso. Ein Cornetto ist ein Hörnchen, dass verschiedene Füllungen haben kann. Schokolade oder Marmelade – hauptsache süß. Ich liebe es!

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Ich betrete nach dem Frühstück die Scala Santa. Im ersten Stock befindet sich die Kapelle Sancta Sanctorum. Um dorthin zu kommen, benutzen viele Gläubige die Heilige Treppe. Diese darf nur auf Knien erklommen werden. Es heißt, dass die Gläubigen beim Erklimmen von ihren Sünden befreit werden. Doch warum tun sie dies knieend? In Gedenken an das Leiden Christi. Wenn man die Treppe erklommen hat, landet man automatisch in der Kapelle, die einst die Hauskapelle des Papstes war. Ich treffe dort tatsächlich auf einen Heiligen, der die Bauarbeiter, die gerade in der Kapelle ein Gerüst aufbauen, beobachtet. Ich setzte mich und beobachte die Menschen. Hier wird gebetet und Ruhe getankt. Von oben darf man leider keine Fotos von der Treppe machen, dies ist ausdrücklich verboten. Ich entscheide weiter zu gehen.

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Weiter geht es kreuz und quer durch die Stadt. Am frühen Abend mache ich mich fertig für meinen Kochabend bei Nonna. Echtes italienisches Essen selbst gemacht.

Solltet Ihr unbedingt ausprobieren, wenn Ihr in Italien seid. Man erfährt dabei viel über die Kultur und das Essen. Oder wusstet Ihr, dass Italiener Knoblauch nicht hacken, sondern immer die ganze Knolle mit ins Essen geben? Oder dass die Pizza ursprünglich gar nicht aus Italien kommt? Wenn Ihr meinen ganzen Beitrag über das Kochen lesen möchtet, dann müsst Ihr hier entlang.

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Nachdem ich den Kochkurs beendet habe, schlägt mein Herz noch mehr für italienisches Essen.

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg zum Colosseum. Vor dem Colosseum tummeln sich Menschenmassen. Ich lächele, denn ich habe ja bereits ein Online Ticket. Das dachte ich zumindest. Als ich dort ankomme, werde ich auf eine 300 Meter lange Schlange verwiesen, in der ich mich anstellen soll, um mein Online Ticket gegen ein richtiges Ticket umzutauschen. Ich starre ungläubig die Schlange an und denke mir, dass ich mich dort ganz sicher nicht anstelle. Die Sonne strahlt eine Hitze aus, die die erste Frau in der Schlange zusammenbrechen lässt. Ich eile hin. Ein unzumutbarer Zustand.

Ich entscheide mich, den Plan mit dem Colosseum umzuschmeißen und laufe in Richtung eines Geheimtipps für Hobbyschlüssellochgucker.

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An der Piazza dei Cavalieri di Malta liegt „il buco die Roma“, ihr müsst nur nach der Hausnummer 4 Ausschau halten. Eine schwere grüne Türe mit einem Schlüsselloch durch das Menschen schauen. Aber warum? Weil man durch das Schlüsselloch genau auf den Petersdom schauen kann. Auch hier ist eine kleine Schlange von 5 Menschen, aber dies nehme ich hin. Während der Duft der Orangenbäume meine Nase streift atme ich ein, denn der Weg auf diesen Berg ist anstrengend und treibt einem den ein-oder anderen Schweißtropfen ins Gesicht. Ein kleiner VIP Bus hält an und ein lautsingender Italiener steigt gutgelaunt aus und erklärt seinen Gästen, dass das Schlüsselloch ein absoluter Geheimtipp ist. Ich bin dran und richte meine Augen auf das kleine Loch. Wunderschön ist der Anblick. Ich bin gefesselt. Auf dem Foto erkennt Ihr den Petersdom nicht. Warum? Weil Ihr das Erlebnis selber haben sollt. Steigt einfach an der Haltestelle Circo Massiomo aus und geht die 15 Minuten den Berg hoch, es lohnt sich.

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Direkt neben dem Schlüsselloch kann man den wohl schönsten Ausblick über Rom genießen. Man kann jegliche Wahrzeichen sehen und sich auf gemütlichen Bänken niederlassen. Von hier oben hört man noch immer die hupenden Autos, aber das gehört zu Rom genauso wie der Papst, den ich leider bei meiner Reise nicht getroffen habe. Langsam bekomme ich Hunger und mache mich wieder bergab auf der Suche nach einer Köstlichkeit, die mir wieder mal ein Lächeln ins Gesicht treibt. In Rom lerne ich, dass Pizza hier am Stück verkauft wird. Manchmal wird nach Gewicht abgerechnet und manchmal nach Slice. So hat man die freie Wahl und kann alles mögliche ausprobieren. Im Gespräch erfahre ich, dass die Margarita im Original mit weißem Mozzarella, roter Tomatensoße und grünem Basilikum belegt ist. Warum? Weil es Rom-25die Farben der italienischen Flagge widerspiegelt. Die erste Margarita gab es übrigens schon im 18. Jahrhundert und der Name ist auf eine Dame namens Frau Margherita zurückzuführen. Die erste Pizzeria in Deutschland wurde hingegen erst im März 1952 eröffnet. So genug Infotainment. Als ich mir einen Milchkaffee gönnen möchte, werde ich argwöhnisch angeschaut. Mir wird erklärt, dass echte Italiener nach dem Frühstück keinen Kaffee mehr mit Milch trinken. Warum? Weil Milch schwer im Magen liegt und dies nicht gut fürs Wohlbefinden ist.

Ok dann nehme ich einen Espresso, schließlich muss man sich ja ein bisschen anpassen. Schnell schnappe ich genug Worte auf, um meine Bestellung auf italienisch aufzugeben. Ciao, sage ich und verlasse gut gesättigt den kleinen Pizzastop. Auf dem Rückweg geht es nochmal am Colosseum vorbei. Alle guten Dinge sind drei und tatsächlich sind weniger Menschen da. Ich erfahre, dass man vor 14 Uhr eigentlich nicht zum Colosseum kommen braucht, denn bis dahin werden Massen an Touristen angekarrt und die Busparkplätze sind mehr als überfüllt.

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Ich betrete das Colosseum und mir bleibt der Atem stehen. Was ein Anblick. Majestätisch und wunderschön – bis auf die Menschen, die mir die ganze Zeit vor die Linse laufen. Nach 10 Minuten habe ich alle Fotos die ich brauche und mache mich auf den Rückweg zum Hotel. Mein Fazit zum Colosseum? Muss man gesehen haben – unbedingt! Aber erst Nachmittags, oder kurz vor dem Schliessen.

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Am nächsten Tag mache ich eine Testaccio Foodtour. Ich gehe das Risiko ein, nach dem Kurztrip 3 kg schwerer zu sein, aber wer nach Rom fährt und denkt, dass er hier Diät machen kann, hat sich gewaltig geschnitten. Testaccio ist ein ehemaliges Arbeiterviertel und hat ganz viel Charme. Der erste Fußballplatz vom AS Roma liegt dort und wird als Erstes von uns besichtigt – also Männer, es gibt keine Ausrede Eure Frauen nicht auf diese Tour zu begleiten. Es gibt 10 Stops, wo Essen verköstigt werden kann. Zwischendurch kleine Anekdoten und viele Informationen über das italienische Essen.

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Von Pizza über Tiramisu, Balsamico, Nudeln über wunderbares Eis ist alles dabei. Sogar als Vegetarier gibt es an jedem Stand eine Leckerei. Das Volpetti hat es mir vor allem angetan. Ein Delikatessen- und Feinkostladen. Früher für die besser betuchten Menschen, aber heute können sich auch normale Arbeiter Leckereien in diesem Paradies leisten. Würde ich nicht mit Handgepäck reisen, hätte ich sicher Öle mitgenommen. Das absolut beste Eis Roms gibt es im Giolitti. Seit 1914 wird hier Eis produziert und das schmeckt. Diese Eisdiele ist ein Muss, wenn man Rom einen Besuch abstattet. Die leckersten Kuchen, Gebäcke und den besten Kaffee, habe ich  eindeutig im Barberini bekommen. Bevor ich platze verlasse ich die Foodtour mit einem tränenden Auge kurz vor Schluss. Nicht weil es schlecht war, nein das ganz sicher nicht. Ich habe noch etwas vor. Am Abend zuvor hat ein Tattoo Artist aus Rom mein Foto vom Colosseum bei Instagram geliked und ich mochte im Gegenzug die Art, wie er tätowiert. Spontan haben wir einen gemeinsamen Termin gefunden für mein neues Herzenstattoo. Ich wollte gerne ein Tattoo, dass mit meiner Liebe zum Reisen einhergeht und wir beide überlegten zusammen, wie dieses aussehen könnte. Alessandro ist der einzige italienische Tattowierer, der mit einer solch kleinen Nadel und dieser Technik in Italien sticht. Er hat in New York gelernt und summt ein Lied vor sich hin, während er zu malen beginnt.

Ich schaue mir das Tattoo ganz genau an und bin ein wenig aufgeregt. Ich bin ja schon spontan, aber so spontan? Meine Freunde halten mich schon für verrückt.

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Nachdem das Tattoo fertig ist bin ich happy. Ich mache mich auf den Weg zum Hotel um mich noch ein wenig auszuruhen.

Am nächsten Tag wandere ich nur ein wenig rum, ich habe keine Lust auf großes Sightseeing. Viel mehr möchte ich das Leben und den italienischen Flair einatmen.

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Ich frage mich, was eine 36,4 m hohe Pyramide mitten in Rom sucht? Ich schlendere über einen Friedhof auf dem begnadete Autoren lyrischer Meisterwerke ihre letzte Ruhe finden und muss zugeben, dass die Pyramide nicht zu übersehen ist. Ich mache mich schlau und finde die Erklärung dazu.

Die Piramide di Caio Cestino ist eine Grabstädte, denn im 5. Jahrhundert durften Menschen nicht in mitten Roms beerdigt werden. Dies war ein Tabu, deshalb erbaute man die Pyramide, die dem römischen Prätor Gaius Cestius Epulo somit als Grabmal dient. Ehre wem Ehre gebührt.

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Am Abend möchte ich den allseits bekannten Trevi-Brunnen besuchen. Wie man unschwer erkennen kann, ist dieser ein Touristenmagnet. Menschenmassen schleichen um den Brunnen herum, um dort ein Geldstück hinein zu werfen. Jemand erzählt mir, dass man 1 Geldstück einwirft und sich damit wünscht, wieder nach Rom zurück zu kehren. Ein 2.tes Geldstück dient dazu, dass man einen Römer kennenlernt und ein 3.tes Geldstück besagt, dass man diesen einen Römer dann auch heiratet. Da ich auf zwei und drei verzichten kann, werfe ich nur ein Geldstück und den wunderschönen Brunnen. Wichtig ist, dass man mit dem Rücken zum Brunnen steht und über die Linke Schulter wirft.  Wie Ihr im Video erkennen könnt, habe ich mal wieder alles falsch gemacht.Rom-26 Da vermutlich jeder den Wunsch hat, nochmal zurück zu kommen, werfen die Menschen alle Geld hinein. Das läppert sich. Im Jahr kommt bis zu 1 Mio. Euro zusammen. Dies konnte ich im Nachhinein recherchieren. Der Brauch des Geldwerfens geht auf einen Film aus dem Jahre 1954 zurück „Drei Münzen im Brunnen“. Ein echter Klassiker. Was passiert aber mit dem Geld? Früher gehörte es niemandem und man durfte das Geld theoretisch rausnehmen, auch wenn die Stadt einen angezeigt hat. Es führte dazu, dass es nun einen Beschluss gibt. Alles Geld (ca. 3000 Euro am Tag), gehört der Stadt, sobald es das Wasser berührt. Die Einnahmen gehen dann an die italienische Caritas und sind für einen Guten Zweck. Polizisten bewachen den Brunnen und am frühen Morgen wird das Wasser abgepumpt und das Geld herausgenommen. Die Stadt überlegt aber nun, ob sie das Geld weiterhin spenden, oder aber für eigennützige Dinge einsetzen. Als ich auf dem Rückweg von Travestere bin, komme ich auf der Gaypride vorbei, die direkt vor dem Colosseum gefeiert wird. Welch ein Anblick. Auch Travestere solltet Ihr bei einem Rom Besuch nicht aussparen. Viele süße Gassen, leckere Restaurants und Abendunterhaltung.

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Rom ist wirklich einen Besuch wert. Mit Ryanair kommt man schon für ganz kleines Geld dort hin. Ich habe mir die großen Sehenswürdigkeiten für meinen nächsten Besuch aufgespart. Der Vatikan und auch der Petersdom sind ebenfalls ein Must-see. Aber es muss sich ja auch für mich gelohnt haben, das Geld in den Brunnen zu werfen. In dem Sinne wünsche ich jedem von Euch, dass Ihr mal einen Kurztrip nach Rom machen könnt und genauso viele tolle Dinge erlebt, wie ich es getan habe. Ciao und Arrividerci.