Spanien – Barcelona – Stadt, Meer & Berge

Wer die perfekte Mischung aus Entspannung, Wassersport und Natur in einer Destination vereinen möchte, für den ist Barcelona ein absoluter Volltreffer.

Von Köln/Bonn kommt man innerhalb von knapp zwei Stunden und für unter 100 Euro in die Spanische Topmetropole. Seit den Olympischen Spielen 1992 hat sich viel getan in der Millionenstadt. Damals gab es beispielsweise keinen Zugang von der Stadt zum Meer.

Schon im Landeanflug kann man erahnen, wie groß (1,5 Mio. Einwohner) und vielfältig Barcelona ist. Die Altstadt Barcelonas ist nach der von Neapel die zweitgrößte Europas. Beim Aussteigen aus dem Flieger stößt einem aber zunächst kein Mediterranes Flair entgegen. Als Erstes heißt es in die Stadt gelangen. Dies geht auf den verschiedensten Wegen. Mit dem Taxi (knapp 30 Euro), mit dem Bus (5,90 Euro) oder mit der Bahn.

Beim Hotel hat man die Qual der Wahl. Möchte man mitten in der City wohnen oder nah am Meer? Wir entscheiden uns für die Meernähe und kommen im Ibis Styles City Bogatelle unter. Meiner Meinung nach sehr modern, aber nicht viel besser als ein stylisches neues Hostel (vor allem das Frühstück). Vom Hotel ist man innerhalb von 10 Minuten am Meer. Aber fangen wir mal ganz von vorne an.

Es ist Mittwochnacht halb zwei. Mit über einer Std. Verspätung steigen wir totmüde aus dem Flieger. Es ist gar nicht so warm, wie ich erwartet habe. Als wir die Vorhalle des  Flughafens betreten, knallt Baulärm in meine Ohren. Männer bearbeiten mit einem Presslufthammer den Flughafenboden. Schnell schmeiße ich meine Füße voreinander und sehe zu, dass ich raus komme. Wir überlegen kurz und entscheiden uns dann für ein Taxi. Ich erinnere mich an Thailand, die Taxischlange dort war mindestens genauso lang. Nach 30 Minuten kommen wir mit einem riesigen Hunger im Hotel an. Der nette Hotelangestellte erklärt uns, dass wir in Richtung Strand gehen müssen, um etwas Essbares zu finden. Zu dieser Uhrzeit gibt es nicht mehr so viele Optionen. Gesagt getan. Wir stehen auf der Straße und atmen Luft ein. Endlich da. Tatsächlich gibt es auch noch etwas zu Essen. Im Schnellrestaurant angekommen, fällt uns auf, dass alle um uns herum betrunken sind. Lustig, dachte ich. Da im Vorfeld der Reise immer alle gesagt haben, dass die Kriminalität in Barcelona sehr hoch ist, presse ich meine Tasche besonders fest an meinen Bauch. Die Bestellung einer Mc Sunday Eistüte gestaltet sich schwierig. Englisch wird wohl nicht an jeder Ecke gesprochen und mein Spanischrepertoire ist nach „no habla espanol“ schon mehr als aufgebraucht. Durch die Übersetzung eines netten Spaniers, komm ich aber dann doch zum Ziel.

Der nächste Tag beginnt damit, womit der Abend aufgehört hat. Mit Essen. Das Hotelfrühstück hat bis auf Eier so einiges zu bieten. Frische Früchte, Baguette, Cornflakes und eine Bahnhofshallenakustik. Teller krachen auf die Tische, Menschen drängeln, als gäbe es keinen Morgen mehr. Ein Japaner neben mir hustet was das Zeug hält ununterbrochen mindestens 15 Minuten am Stück. Das Hustkonzert veredelt er mit einem Niesanfall. Nassgeschwitzt führt er dann zu guter letzt noch den Finger in die Nase ein, um dem Oberstübchen einen Besuch abzustatten. Ich bin satt.

Mit festem Schuhwerk geht es in die Stadt. Wir laufen einfach drauf los und landen in einem wunderschönen Park. Dem „Parc de la Ciutadella“, der im Stadtteil Ciutat Vella liegt, war der erste Städtische Park in Barcelona. Dort pusten Straßenkünstler Seifenblasen in die Luft und kleine Kinder jagen den verschieden großen Luftblasen hinterher bis sie platzen.

Wir kommen am Arc de Triumph vorbei und landen dann auf der Rambla. Einer befahrenen Einkaufsstraße. Hier sollte man niemals etwas essen gehen. Weder die Qualität noch das Preisleistungsverhältnis ist überragend. Außerdem hat eine Seitenstraße der Rambla viel mehr zu bieten.

Die berühmte  Markthalle  „Mercat de Sant Josep“. Hier kaufen Spitzenköche und Hausfrauen ein und für Foodjunkies ist hier ein Paradies. Fisch, Obst, Gemüse und Wein zieren die Marktstände. Der Markt ist Mo-Sa geöffnet (Adresse: C/de Pelai Portal de l’Angel 85/ Metro L3 – Haltestelle: Liceu). Hier kann man auch gut Mittagessen. Von Tapas über Vegetarische Speisen bis hin zu Obsttellern und frischgepressten Säften, wird hier alles angeboten.

Frisch gestärkt, schlendern wir durchs gothische Viertel dem Herz Barcelonas. Hier findet man alles was das Shopping- und Lifestyleherz höher schlagen lässt. Krimskramsläden, Szenebars, Barbierstuben, Massagestudios und neben den kleinen spanischen Läden auch die üblichen Modeketten. Die engen Gassen vermitteln ein tolles katalanisches Flair. Besonders sehenswert ist auch die Kathedrale zu der man zwangsläufig gelangt, wenn man die Gassen entlang schlendert. Vor der Kathedrale spielt ein Straßenkünstler seine Lieblingslieder. Die Akustik ist wahnsinnig intensiv. Von zu Hause aus haben wir bereits eine E-Bike Tour gebucht. Wir finden uns im E-Bike-Laden ein und werden von Claudia, einer attraktiven Venezianerin, begrüßt. „Hola“ lächelt sie. Eine Gruppe Holländer ist bereits da und komplementiert unsere Fahrradcrew. Wir fahren los und drängeln uns mit unseren Bikes durch die engen und Menschengefüllten Gassen. Unser erstes Ziel ist der Montjuïc. Barcelonas 174 m hoher Hausberg ist mit der Seilbahn „Teleferic de Montjuïc“ erreichbar. Doch bis zur Talstation muss man ordentlich Trampeln. Unsere Gruppe kommt nur schleppend voran. Eine der jüngeren Holländerinnen fängt an zu weinen. Ihr ist das Tempo zu schnell und sie kommt mit ihrem Fahrrad nicht klar. Promt tauscht Claudia das Rad mit ihr und sie bekommt ein Maoam. Zumindest war dann für eine halbe Stunde ruhe. Wir fuhren auf dem Weg zur Seilbahn an einem abgesperrten Gelände vorbei. Jugendliche klettern auf das Gebäude und springen auf der anderen Seite wieder herunter. Ich frage Claudia, was es damit auf sich hat. Sie erklärt, dass sich hinter dem Zaun der Olympiapool befindet und Jugendliche dort oft illegal schwimmen gehen. Der Ausblick vom Pool aus muss Wahnsinn sein. Wir steigen mit den Fahrrädern in die Bahn ein.

Zwei Personen und zwei Fahrräder pro Gondel. Oben angekommen genießen wir den Blick über Barcelona, bevor wir in Rennradgeschwindigkeit den Berg wieder herunter fahren. Nachdem wir einige tolle Viertel durchfahren haben, geht es zum Hafen. Dieser wurde während der olympischen Spiele zum Yachthafen umgekrempelt. Von dort aus kann man mit der Schwebebahn „Transbordabor del Port“ ebenfalls zum Montjuïc gelangen. Wir schließen unsere Fahrräder ab und steigen auf ein Boot. Die 40-minütige Bootstour durch den Hafen kostet 7,50 Euro. Das Boot schippert uns am Hafen entlang und man bekommt nochmal einen ganz anderen Blick auf die Stadt. Die Sonne scheint und kitzelt meinen Rücken. Ich atme aus und genieße den Moment. Weiter geht es durch die verschiedensten Viertel, wo wir von abgewrackten Altstadtgassen bis hin zu Luxushotels die Vielfalt der Stadt sehen. Wir halten auch an der meiner Meinung nach schönsten Kirche Barcelonas. Der „Santa Maria Del Mar“.

 

Wir stellen unsere Räder vor der Kirche ab und Claudia hält ihr wachsames Auge auf sie gerichtet. Sie bietet uns an, die Kirche von innen zu besichtigen.

Vorher erzählt sie uns, dass die Kirche rein Katalonisch Gotik geprägt ist. Kein Geschnörkel und kein Prunk. Beim Betreten der Kirche überkommt mich eine Gänsehaut. Mitten im Großtadtgetümmel befindet sich diese Oase der Ruhe. Ihr erreicht die Kirche mit der Metro L4 – Haltestelle: Jaume. Nachdem wir unsere Tour beendet haben, geht es zu Fuß zurück zum Hotel. Ich blicke kurz auf meine schmerzenden Füße und stelle fest, dass wir bereits 23 km gelaufen sind und da ist die Fahrradtour nicht eingerechnet. Nach einer kurzen Dusche geht es zum Essen. Wir haben Claudia nach einem netten Weinlokal gefragt und nun betreten wir das „Celler Cal Marino“. Überall sieht man Weinfässer und es kommt mir vor als wären wir in einem Gewölbeweinkeller. Wir bestellen Wein. Der Rotwein läuft meine Kehle runter und ich entspanne mich. Eine super Wahl mein Alaviana 2014 von Floris Legere. Ein Cuvee aus zwei verschiedenen Trauben (Garnacha und Syrah). Das nur als Info für die Weinkenner unter euch. An der Wand hängt eine Winemap von Spanien. Wir bekommen kleine Tapasportionen die uns, im Gegensatz zum Wein, leider nicht überzeugen können. Als die Rechnung kommt bin ich positiv überrascht. Der Wein hat nur 2,55 Euro pro Glas gekostet.

Am nächsten Tag ist nichts geplant und wir starten einfach in den Tag. Nach einem Abstecher in unseren neuen Lieblingspark, kommen wir auf die glorreiche Idee auf dem Weg zur Sagrada Familia noch in einem Tattoostudio vorbei zu schauen. Wir studieren bei Instagram die verschiedensten Studios und Tattoostilrichtungenund entscheiden uns dann gegen Sehenswürdigkeiten und für ein Tattoostudiohopping. Manche sind überfüllt, manche sind Menschenleer. Schließlich finden wir eins, das genau unserem Geschmack entspricht. Wir sprechen mit den Angestellten und fragen nach einem spontanen Termin. Der von uns ausgesuchte Tattowierer ist leider nur Montags und Mittwochs im Studio und somit ist unsere spontan Idee wieder über den Haufen geworfen. Wir schlendern nochmal durch die Einkaufsstraße und landen in einem Indianerladen. Eine indianisch aussehende Frau schaut mich an, als ich die wunderschönen selbst zusammen zu stellenden Armbänder entdecke. Ich sammle mir die einzelnen Buchstaben zusammen und sie bastele daraus ein Armband. Nach diesem kleinen Shoppingabenteuer, geht es wieder ins Hotel und dann weiter zum Abendessen.

Nachdem wir gut gesättigt sind, entscheiden wir uns dafür, den Strand anzuschauen. Zu Fuß laufen wir zum Strand und werden von hämmernden Beats empfangen. Ein Nachtclub nach dem Anderen ziert die Strandmeile. Einer der bekannteren ist wohl das Pascha. Ein Plakat informiert uns, dass im Juni sogar Sven Väth dort auflegt. Am Strand treffen wir auf die verschiedensten Menschen. Durchgestylte Champagnertrinker, schwitzende Volleyballer, verliebte Pärchen und auch Fitnesslover. Direkt am Strand gibt es ein Outdoor Gym. Muskelpepackte Männer stämmen Steine in die Luft und schlagen Flic Flacs. Ich bekomme direkt Lust auch Sport zu machen, aber ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich bereits wieder 23 km hinter mich gebracht habe.

 Am nächsten Tag führt uns unser Weg nochmal zum E-Bike-Verleih. Wir leihen uns zwei Fahrräder, um in Eigenregie die Stadt weiter zu erkunden. Als Erstes geht es zur Sagrada Familia (Zur Heiligen Familie), dem weltbekannten Wahrzeichens Barcelonas. Das bis 1926 zu 1/10 von Antoni Gaudi gebaute Wunderwerk ist heute noch nicht fertig gestellt. Die Kirche ist schön und liegt inmitten von Wohnhäusern. Ähnlich wie das Colosseum in Rom, ist auch diese Sehenswürdigkeit total überlaufen. Wir schauen uns das Bauwerk 10 Minuten an und entscheiden uns dann, weiter zum Park Güell zu fahren.

Auch dieser ist ein Werk des Weltbekannten Architekten Antoni Gaudi, der durch das Überfahren einer Straßenbahn ums Leben kam. Ganze 10 Jahre baute er an dem Park, der heute als UNESCO Welterbe gilt. Jeder der den Park betreten möchte, sollte im Vorfeld (beispielsweise über die App Get your Guide) ein Ticket für den Park kaufen. Wir entscheiden uns, auf Grund der vielen Menschen, gegen einen Besuch und für ein Mittagessen.

 

Wir schnappen unsere Fahrräder und fahren einfach drauf los. Spontan landen wir in der Pastabar „MACCHINA“. Das Restaurant bietet selbstgemachte Nudeln an, die man mit Gemüse und der favorisierten Soße zusammenstellen kann. Das Mittagsmenü mit Nudeln, Salat und Softdrink kostet gerade mal 8,50 Euro und schmeckt fantastisch. Ich schaue raus und stelle fest, dass es angefangen hat zu regnen. Ein leichter Sommerregen. Perfekt, um sich die umliegenden kleinen Geschäfte etwas näher anzuschauen. Ich sehe ein Kleid, dass mir gut gefällt. Leider entpuppt sich dieses als Fail. Wir entscheiden uns, unsere Tour fortzuführen. Nach vier Stunden geben wir unser Bike wieder ab. Wir haben vorher recherchiert und ich kann euch den Fahrradverleih „We“ schwer ans Herz legen. Die Elektro Fahrräder halten bis zu 100 km. Da wie eine Tour mit diesem Anbieter gemacht haben, haben wir die E-Bikes vergünstigt bekommen und für 4 Std. nur 30 Euro für zwei Bikes gezahlt. Die Adresse lautet: WE Boutique, Montjuic del Bisbe 3. Zurück zum Hotel fahren wir dann mit dem  Taxi. Der Taxifahrer ist in unserem Alter und fragt uns, ob wir die „mytaxi App“ schon kennen. Wir bekommen von ihm einen 10 Euro Gutschein und laden die App runter. Sehr praktisch. Man kann über die App ein Taxi bestellen und bekommt Infos zum Fahrer, zum Auto und zur Entfernung. Bezahlen kann man die Taxifahrt dann mit Pay Pal oder Kreditkarte mit einem Klick auf der Handytastatur. Man kann auch im Vorfeld errechnen lassen, wie viel die Fahrt kostet und erlebt keine bösen Überraschungen. Der Taxifahrer bringt uns zum Hotel und wir zahlen mit unserem Gutschein. Glück muss man haben.

Bevor es zum Abendessen geht, recherchiere ich auf verschiedenen Reiseblogs, was wir an unserem Abreisetag noch unternehmen können. Unser Flieger geht erst um sechs Uhr abends am nächsten Tag. Ich stoße auf den Tibidabo. Der 512 Meter hohe Berg ist der höchste Gipfel der Bergkette Serra de Collserola. Den muss ich ansehen. Ich schalte mein Handy aus und überrasche meinen Freund mit meinem Plan für den nächsten Tag. Er ist einverstanden. Doch vorher schleppe ich ihn noch in eins der 10 besten vegetarischen Restaurants in Barcelona. Das „Restaurante Sesamo“ im Stadtviertel „El Raval“ (Adresse: Sant Antoni Abat, 52, 08001 Barcelona Spanien), sieht auf den ersten Blick unscheinbar aus. Nicht mal einladend denke ich und wir werden vom Kellner an einen Tisch gebracht. Das kleine Restaurant hat mehr zu bieten, als man denkt. Vegetarische- und Vegane-Tapasvariationen. Ich entscheide mich für Kartöffelchen, Pilzkroketten und Feta-Spinatröllchen, dazu gibt es einen Rotwein de la Casa. Lecker. Wer gerne gesund isst und sich mit einem Vegetarischen Restaurant anfreunden kann, sollte diesem einen Besuch abstatten. Wir entscheiden uns, die 3,5 km zurück zum Hotel zu spazieren und kommen über die Rambla del Raval an einem mit Palmen gesäumten Platz mit einer riesigen Katze (El Gat del Raval) vorbei.

Die Katze ist heute DER Treffpunkt bei den Katalanen. Das Viertel hatte einst keinen guten Ruf. Es war als chinesisches Viertel bekannt. Hier hielten sich damals Zwielichtige Gestalten auf und machten dubiose Geschäfte. Dies ist aber schon lange Geschichte auch wenn man heute noch die Multikulturelle Stimmung wahrnehmen kann.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Placa del Catalunya. Von hier aus kann man mit dem Tibibus bis rauf auf den Tibidabo fahren. Täglich ab 10:15 Uhr – 22:00 Uhr fährt der Bus für 3 Euro/Fahrt zum höchsten Berg Barcelonas. Es gibt auch noch eine charmante Alternative für die Anreise. Man kann mit der ältesten Straßenbahn Barcelonas fahren. Diese erinnert an die tollen Straßenbahnen in Lissabon. Man muss dann jedoch mehrmals umsteigen. Der Bus hingegen fährt direkt durch und man ist nach ca. 35 Minuten am meiner Meinung nach schönsten Ort Barcelonas. Der Ausblick fasziniert mich, denn Barcelona liegt einem zu Füßen.

Die kleine Kirche kann man besteigen und für 3,50 Euro sogar bis unter die goldene Figur, die ungemein an Brasilien erinnert, klettern. Das Highlight für Kinder ist sicherlich der angelegte Vergnügungspark. Während die ältere Generation den Ausblick genießt, kann die jüngere Generation Achterbahn fahren. Man hat einen Rundumblick und kann sich hier auch länger als 3 Std. aufhalten.

Für uns ging so einwunderschöner Kurzurlaub zu Ende. Fazit: Barcelona ist sehenswert und auf jeden Fall eine Reise wert.